Samstag, 23. Mai 2009

Nächster Halt Messe

" Nächster Halt Messe. Ausstieg in Fahrtrichtung links" ...

Er saß ihr gegenüber und beobachtete wie sie geschäftig in ihrer Einkaufstasche kramte. Sie mitte 20, lange blonde Haare,welche ihr hübsches,schmales Gesicht umrahmten.

Eine kecke niedliche Nase und strahlend blaue Augen.

Ihre Hand holte die Verpackung eines Kosmetiksets aus den unergründlichen tiefen dieser Tasche.

Die grazilen Finger öffneten die Verpackung vorsichtig und entnahmen die darin befindlichen Produkte eines nach dem anderen.

Verglich die Angaben auf der Verpackung mit den Angaben auf dem einzelnen Produkt.

Roch hier an dem Parfüm, probierte dort die Creme.

Voll konzentriert.

Zu guter letzt hielt sie ein weißes Kunststoff armiertes Teil in der Hand, viereckig, darin eingebettet was wie ein modernes Symbol wirkte.

Sie schaute irritiert auf, nahm die Verpackung und versuchte dieses Teil darauf deklariert zu finden, vergeblich.

Ihr Forscherdrang war geweckt.

Ein moderner Anhänger?

Keine Möglichkeit eine Kette oder eine Schnur daran zu befestigen.

Dies war es also nicht. Vielleicht eine Duftprobe für ein anderes Produkt aus dem selben Haus?

Sie roch daran, das Ergebnis war wohl, das es das auch nicht war...

Entschlossen diesem Teil in der Hand sein Geheimnis zu entlocken, versuchte sie das "Ding" zu teilen.

Nach wenigen Augenblicken war ihr dies, auch wegen der längeren Fingernägel gelungen.

Die Hälfte mit dem silbrigen Symbol intensiv betrachtent, berührte sie vorsichtig die Fläche.

Der Sinn entzog sich ihr weiterhin.

Unschlüssig um was es sich handeln könnte, drehte sie die Hälften von links nach Rechts.

Er hatte bis hier das ganze leicht amüsiert beobachtet, ihren Forscherdrang bewundert.

Nun wollte er ihrer Irritationen ein Ende setzen und dem hübschen Gesicht ein Lächeln entlocken.

Mit nicht zu lauter Stimme, warm, mit Timbre, sprach er sie an.

Sein Zeigefinger zeigte auf das silbrige Teil:

"Das" ist ein RFID-Chip,er dient als Diebstahlschutz.

Ihr Kopf hob sich und die Blicke trafen sich. Ihr Mund mit den vollen Lippen formten ein unhörbares Ohhh...

Über ihr Gesicht huschte die Erkenntnis und gleich darauf ein bezauberndes Lächeln in seine Richtung als sie sich bedankte. Die S-Bahn wurde langsamer, hielt an seiner Ausstiegsstation an und er verließ den Zug.

Sonntag, 22. März 2009

Unerwartet

Der S-Bahnwaggon schaukelte leicht von links nach rechts, die Strecke war nicht sehr gut.
Er saß in der letzten Reihe, den Rücken zur Wand, somit den Innenraum komplett im Blick.
Sein Blick schaute die Landschaft, welche sich im beginnenden Morgengrauen abzeichnete.
Rheinhessische Toscana, sanfte Hügel, weite Felder mit Obstbäumen.
Sein Weg ging heute nach Mainz, wie schon die letzten Wochen.
Es herrschte Stille, so früh am Morgen waren nicht sehr viele unterwegs.
Die meisten wohl auf dem Weg zur Arbeit, so wie er.
Der ein oder andere war jeden Tag zu dieser Zeit, immer im selben Waggon sitzend, langsam bekannt.
Er wusste mittlerweile wer wann Zu- oder Ausstieg.
An der Kleidung ließ sich sogar ablesen, wo der Einzelne seinem Tagwerk nachging.

Die nächste Station war erreicht. Hier würde sie zusteigen.
Mitte zwanzig, hellblonde Haare, zusammengebunden zu einem Pferdeschwanz.
Auf dem Kopf ein Base Cap im Military-Look. Die einzige Konstante, ansonsten immer anders gekleidet. Mit leicht melancholischem Blick, der die Frage heraufbeschwor, ob es dafür einen Grund gab.
Immer einen Stahlbecher, er vermutete mit Kaffee gefüllt, in der einen Hand.
In den Ohren das Headset des MP3-Players.

Die Bahn kam zum Stillstand, die Türen öffneten und sie stieg ein.
Blickte sich im Wagen um und ging dann direkt zu ihrem Stammplatz, direkt ihm gegenüber.
Heute sah sie besonders gut aus.
Gekleidet in eine Jeans über der hellbraune Stiefel bis fast zum Knie reichten.
Eine weiße Bluse deren obere drei Knöpfe geöffnet waren und einen attraktiven Ausblick auf das makellose Dekolleté zu ließ. Darüber eine ebenso hellbraune Glattlederjacke, welche ihre schlanke Figur betonte und ihren Busen hervor hob.
Die Haare heute ungebunden, umrahmten ihr schönes Gesicht, in dem die grünen Augen besonders auffielen. Heute trug sie kein Base Cap.
Sie war nicht besonders groß, höchstens 162 cm, dafür aber geballte Sinnlichkeit und Erotik.
Er grüßte sie mit einem Kopfnicken und einem Lächeln, sie lächelte zurück.
Ein Ritual seit den ersten Tagen.
Bisher waren sie nie in ein Gespräch gekommen.
Jeder hing seinen Gedanken nach, bis zum Ausstiegspunkt.

Aus den Lautsprechern wurde Mainz Hauptbahnhof angesagt.
Hier stiegen sie beide immer aus. Hier hatte er sie immer aus den Augen verloren.
Sein letzter Blick war immer der, ihrem verführerischen Gang zu folgen, bis sie die aufwärtsführende Treppe beschritt und in der Menge entschwand.
So passierte es auch heute.
Er ging zu seinem Bussteig, zu dem Bus der ihn zu Klinik fahren würde.
Wenn er mehr Zeit gehabt hätte, er würde ihr folgen.
Sehen, wo sie arbeitet, sich eine Vorstellung machen von ihrem Tagesablauf.
Doch er hatte nur knapp drei Minuten, bis der Bus abfuhr.
Er überlegte ob er an einem freien Tag, diesem Wunsch mehr über sie zu erfahren, folgen sollte.

Sein Bus stand bereit, er stieg ein und die Türen schlossen sich hinter ihm. Die kurze Fahrt zur Klinik hatte begonnen.
Immer noch den Anblick ihrer Gestalt vor Augen stieg er an der Klinik aus und begab sich zu seiner Einsatzstelle.
Der heutige Tag forderte seine ganze Aufmerksamkeit, ein paar sehr gefährdete Patienten standen für heute auf dem Programm.
Keine Zeit irgendwelchen romantischen Gedanken nachzuhängen.
Er bereitete vor, Infusion gerichtet, Medikamente aufgezogen, den Respirator auf Funktion überprüft. Zugänge und Intubationsmaterial für den Einsatz bereitgelegt, den Monitor angeschaltet.
Alles war nun bereit für den ersten Patienten des Tages, sechs weitere würden folgen.
Ein kurzer Moment freier Zeit, was sie wohl jetzt gerade machen würde?
Doch keine Zeit darüber weiter nachzudenken, der erste Patient wurde in die Einleitung gefahren.
Der Anästhesist für heute noch nicht aufgetaucht, schloss er seinen Patienten an das Monitoring aus EKG, Blutdruck und Sauerstoffsättigung an. Legte einen venösen Zugang in die linke Hand, stellte die dazu gehörigen Routinefragen und wartete auf den Beginn der Narkose.
Da es nun schon 08:00 Uhr war und immer noch kein Anästhesist in Sicht, schrieb er die ersten Werte in das Narkoseprotokoll. Es würde also heute zu Verzögerungen im Ablauf kommen.

Nach weiteren Minuten des Wartens erschien der Narkosearzt endlich.
In seinem schlepp zwei Schatten.
Studenten der Medizin, die jetzt ihre Famulatur hatten, ein Praktikum von sechs Wochen.
Zeit, in der diese angehenden Mediziner Fertigkeiten erlernen sollten, die den Alltag bestimmten.
Erstkontakt mit der Realität, den möglichen Fehlern und den manchmal harten Situationen, wo nichts so klappte, wie es sollte. Die allermeisten waren in den ersten Tagen übernervös.
Es würde sich ändern, keine Frage, aber für heute war in der Ecke stehen angesagt.
Durch den Fakt, dass der erste Patient schon auflag und die Zeit deutlich fortgeschritten, verzichtete man auf das Vorstellen der Schatten. Später, wenn der Patient in Narkose war, würde es dazu Gelegenheit geben.

Mit professioneller Gewohnheit ging es nun daran, die verlorene Zeit wieder aufzuholen und den Patienten in den für den Eingriff notwendigen Zustand zu bringen.
Kurze präzise Anweisungen, eigentlich überflüssig für ihn, da er genauso gut wusste, was gebraucht wurde, beherrschte die folgenden Minuten.
Seine Ausführungen, ebenso präzise und routiniert zeichneten einen schnellen Erfolg.
Es war vollbracht, der Patient intubiert, beatmet in tiefer Narkose.
Man fuhr in den OP vor, noch einige Handgriffe und das Operationsteam konnte seine Arbeit aufnehmen.
Nun da die Operation ihren Lauf nahm, war Zeit sich vorzustellen.
Als er den einen Schatten anschaute, hatte er ein leichtes Grinsen im Gesicht.
Die Augen, Flaschengrün und leuchtend.
Als einziges vom Gesicht nicht durch Mundschutz und Haube verdeckt , kannte er.
Daran hatte er sie erkannt.
Die langen blonden Haare waren durch die Haube zu gut versteckt gewesen.
Nun wusste er das, was er zu erfahren gewünscht.
Von jetzt an hatten sie morgens in der Bahn Gesprächsstoff.
Vielleicht würden sie sogar etwas zusammen unternehmen.

To be continued…….

Die Reise

Seit Monaten liefen seine Vorbereitungen.
Immer völlig geheim.
Niemand war darüber informiert, niemand darin eingeweiht.
Jeder Hinweis darauf wurde konsequent vermieden.
Keiner sollte seinen Plan durchkreuzen können.
Alles schien im grünen Bereich.
Hier ein einzelnes Stück, dort ein einzelnes Stück.
Aufmerksamkeit erregen war kontraproduktiv.
Die einzelnen Komponenten waren für sich allein genommen völlig unspektakulär.
Verluste im Bereich des Irrtums, des falschen Erinnerns.
Da er auch immer darauf achtete nichts zu übertreiben blieben seine Fortschritte ebenso unbeachtet und somit geheim.
Stein für Stein kam somit eine Komponente nach der anderen in seinen Besitz, ergänzte das Puzzle immer weiter.
Hin zu dem gesteckten Ziel.
Hätte jemand Verdacht geschöpft wäre eine Pause im gesamt Konzept, auch hier hatte er dies eingeplant, eingetreten.
Aber bisher war keinem etwas aufgefallen.
Sein sammeln ging über mehrere Stationen, jede unabhängig von der anderen, auch geografisch weit auseinander liegend, vonstatten.
Zeitgleich zu diesen Vorbereitungen, liefen auf der anderen Seite die Abschlüsse.
Hier wurde ein Teil beendet, dort ein Auftrag vergeben.
Alles erschien harmlos.
Unspektakulär.
Business as usual.
Für den einzelnen betrachtet.
In der Gesamtheit aber etwas völlig anderes.
Wäre einer nur misstrauisch geworden , der gesamte Plan wäre gefährdet gewesen.
So bereitete er jeden einzelnen Schritt sorgfältig und vorsichtig vor.
Setzte ihn dann behutsam, immer das Umfeld beobachtend, um.
Bis hin zu dem Punkt das sich das Puzzle der Vollständigkeit näherte.
Die Fahrkarte war der letzte Punkt, der letzte Stein ,auf seiner Checkliste und in diesem Puzzle.
Nun war auch hier ein Haken dran.
Er konnte sein Projekt starten.
Der alte Bundeswehrrucksack hatte ihm schon früher gute Dienste geleistet.
Jetzt würde er auch dafür wieder hervorragend sein.
Er nahm ihn zur Hand, packte das gesamte Puzzle mit ruhiger Hand und kühlem Kopf hinein, zog die Kordel fest und ließ die Verschlüsse aus Kunststoff in die dafür vorgesehenen Ösen schnappen….

Lange hatte er auf diesen Moment hingearbeitet, heute würde es soweit sein.
Ein strahlend blauer Himmel, darin eine Februarsonne die schon wärmen konnte.
Die Geräusche des beginnenden Frühjahres begleiteten ihn auf dem Weg zum Bahnhof.
Ein schöner Tag, würdig dessen, was er vor hatte.
Pünktlich und majestätisch, so als ob der Zug wüsste welche Fracht er transportieren würde, lief der Zug im Bahnhof ein.
Er bestieg ihn und begab sich zu dem für ihn reservierten Platz.
Ebenso pünktlich verließ der Zug den Bahnhof um seinem Ziel entgegen zu eilen.
Einmal Umsteigen, dann würde er dem Ziel in kurzer Zeit sehr nahe sein.
Während der Fahrt las er in seinem Buch, nahm das Angebot des Servicepersonals an und orderte einen Kaffee. Die an seinem Rucksack angebrachte Thermoskanne mit frischem Kaffee völlig ignorierend.
Seine Gedanken waren klar, keine Spur von Reue oder Melancholie. Eine Unsicherheit über das was anlag gab es nicht.
So verging die Zeit. Aus dem iPod erklang seine Lieblingsmusik.
Ein Titel hatte es ihm besonders angetan… Novembermorje
Er kannte die Zeilen des Textes auswendig und sang stumm im Kopf mit.
Fragte sich warum die Gruppe BAP diesen Titel nicht live spielte.
Immer näher kam der Zug dem Punkt des Umstiegs.
Seine Geburtsstadt, nun war er wieder da .
Sein Anschlusszug war so gewählt das er noch einmal die Straßen seiner Jugend beschreiten konnte. Vieles hatte sich hier verändert, manchmal erkannte er altbekannte Ecken nicht wieder.
Neuer Putz, neue Farben. Fassaden renoviert, andere Menschen.
Kaum etwas aus seiner Jugend war noch so, wie er es in der Erinnerung.
Zeit zum Hauptbahnhof zurück zu kehren um seine Reise fort zu setzen.
Genau zur rechten Zeit erreichte er den Bahnsteig, sein Anschlusszug fuhr gerade ein.
Die Sonne war schon leicht über den Zenit hinaus als er seinen Bestimmungsbahnhof erreichte.
Hier hatte sich in all den Jahren nichts verändert.
Das selbe alte Gebäude mit der abblätternden Farbe und dem selben grauen Putz.
Die Zeit schien hier stillgestanden.
Immerhin, seit seinem letzten Aufenthalt, waren schon gut 10 Jahre vergangen.
Noch gut 13km bis zum Endpunkt, er nahm das Taxi um dorthin zu gelangen.
Am Ortsrand angekommen ließ er halten und bezahlte den Taxifahrer.
Nachdem dieser gewendet und seinem Blick entschwunden, ging er in den Ort und schaute auch hier was sich in all den Jahren verändert haben konnte.
Seine alte Heimstatt schien ihn zu grüßen und so schaute er auf der Klingel ob es denn der Name der Menschen war, an die sie damals verkauft hatten.
Er war sich nicht ganz sicher aber es schien das es derselbe Name .
Aus dem Gartenbereich erklang frohes Kinderlachen, ein leichter Schmerz durchfuhr sein Gemüt, es hätte sein Kind sein können…
Langsam querte er die Hauptstraße und begab sich auf den Hügelwärts führenden Feldweg.
Noch etwa 15 Minuten Fußmarsch. Dann wäre sein Ziel erreicht.
Am Wegesrand standen neue Häuser, hatte es nicht immer geheißen es wäre Naturschutzgebiet?
Angst keimte in ihm auf, war sein Platz etwa auch nicht mehr da?
Bebaut mit neuen Häusern,? Die Ruhe und Einsamkeit hinweg gefegt von neuer Besiedlung?
Eiligen Schrittes ging er weiter, doch Gott sei Dank endete der Ort hinter der nächsten Kurve des Feldweges.
Die altbekannte Natur nahm ihn in Empfang. Ruhe kehrte wieder in ihm ein.
Sein Ziel konnte vollendet werden.
Noch 5 Minuten…

Dieser Ort, wie lange war es her das er hier gestanden?
Etliche Jahre.
Ein Hort der Ruhe und auch der Einsamkeit.
Sein Blick schweifte über den Horizont und er konnte das Wahrzeichen seiner Geburtsstadt erkennen. Es schien ihn zu grüßen, ein letzter Gruß.
Sein Fuß würde niemals wieder durch diese Straßen gehen.

Zu Hause würde der Maler jetzt die Wände der Wohnung streichen.
Er hatte sie zum Monatsende gekündigt.
Alle Wände würden in frischem , hellem Weiß erstrahlen.
Jungfräulich würden sie auf einen neuen Bewohner warten.

Sein Ort, er nahm wieder die meditative Ruhe wahr, die er immer so geschätzt.
Die weiten Felder, Waldinseln mit dichtem Unterholz, sein Avalon.
Auf der alten Bank, hier hatte er schon früher gesessen und der Natur zugeschaut, nahm er wieder Platz.
Dann holte er die Thermoskanne mit dem Kaffee raus und goss sich den Becher voll.
Nun zündete er sich eine Zigarette an, inhalierte den Rauch tief ein und genoss den Augenblick.
Alles passte, alles war erledigt.
Der Moment gut gewählt.
Niemand konnte seinen Plan jetzt noch durchkreuzen.
Er würde verschwunden bleiben, unauffindbar.
Für die Menschen die er mochte,liebte und geliebt hatte würde morgen eine SMS auftauchen.
Der modernen Technik sei Dank hatte er den Versand so gewählt.
Es war keine lange SMS, lediglich ein kurzes Lebewohl.
Den leeren Becher und die Thermoskanne wieder am Rucksack verstauend, nahm er jetzt den Weg auf der anderen Seite des Hügel hinab.
Das dichte Gehölz als direktes Ziel ins Auge fassend.
Dahinter, das wusste er, würde das Gelände nochmals abfallen in eine Mulde.
Dort angekommen schaute er sich nochmals um, betrat das Gehölz an einer Stelle die nicht sofort gesehen werden konnte und war zufrieden. Alles war so wie in seiner Erinnerung.
Hinter dem dichten Gehölz erweiterte sich das Gelände zu einem von Bäumen gekränzten Dom, dessen Boden hinab führte zu einer von dornigen Büschen umstandenen Bodenmulde.
Hier lag das Endziel. Uneinsehbar von jeder Richtung. Hier würde er den Sonnenuntergang erleben.
Er würde einschlafen und nicht mehr erwachen.
Profi im Metier der Narkose hatte er auch für sich Qualität bereit.
Besorgt in verschiedenen Kliniken und über lange Zeit.
Aus seinem letzten Einsatz stammten die Medikamente die er dafür brauchte.
Für die Patienten die ihm anvertraut hatte er immer gut gesorgt.
Ihnen die Angst auf die ein oder andere Weise genommen.
Er war ein Meister, er wusste wie eine gute Narkose ging.
Schmerzfrei, Angstfrei.
Auch er wollte für sich nichts anderes.
Viele berufliche Situationen fielen ihm wieder ein.
Während sein berufliches Leben an ihm vorbei zog, packte er den Inhalt des Rucksackes aus und bereitete vor.
Mit ruhiger Hand zog er die Medikamente in Spritzen auf.
Danach legte er alles für den venösen Zugang bereit.
Nun noch das Pflaster zum fixieren und den Stauschlauch.
Die Spritzenpumpen hatten eine Akkulaufzeit von mehreren Stunden, sie zu besorgen war der schwierigste Teil der Operation gewesen.
Ein Grinsen lief über sein Gesicht. Niemand hatte ihn verdächtigt , als sie verschwunden.
Die Infusion, mit einer Kordel am Ast eines Baumes befestigt, versah er mit einem Infusionssystem, welches er wie gewohnt entlüftete. Platzierte die Dreiwegehähne und schloss die Spritzen darüber an. Danach legte er die Spritzen in die Spritzenpumpen ein.
Die Sonne neigte sich dem Horizont zu , es war nun kühl aber nicht kalt.
Zeit die Salbe mit der Anästhesierenden Creme auf seinem Handrücken zu verteilen.
Es würde einige Minuten dauern bis die Wirkung soweit war wie er es wollte.
Die Zeit dazwischen füllte er mit einem Kaffee und ein paar Zigaretten.
Die Adern zeichneten sich gut ab, es wäre nicht wirklich nötig, aber er hasste Schmerzen.
An seinem Kaffee nippend befand er, dass er gut geplant hatte.
Sein Testament, bei einer alten Freundin. Die Schulden bezahlt.
Niemand würde einen finanziellen Schaden nehmen.
Den ein oder anderen würde sein tun sicherlich entsetzen und erschüttern, aber niemand konnte es mehr aufhalten.
Seine Gedanken schweiften ab in Zeiten als er Zweisamkeit noch als Erfüllung betrachtet.
Auch schon Jahre her.
Seit damals war er immer alleine geblieben, ein paar Freunde mit denen er Kontakt gehalten, mehr nicht.
Er war sich nicht sicher ob eine seiner verflossenen ihn wohl vermissen würde.
Egal !
Seine Zeit war um. Es gab kein weiteres Ziel.
Keine Lust auf Neues, Unbekanntes.
Kein spaß mehr am Kampf.
Er war ein alter Wolf geworden, wunderlich und schräg.
Das was er am meisten fürchtete, die Hilflosigkeit, irgendwann anderen ausgeliefert zu sein.
NEIN ! NIEMALS !

Lieber jetzt die Chance nutzen, es sauber und professionell zu beenden.
Auf seinem Handrücken war jetzt das bekannte pelzige Gefühl. Zeit den Stauschlauch anzulegen und sich den venösen Zugang zu stechen.
Durch die jahrelange Übung placierte er den Zugang sicher in der Vene, zog den Stahlmandrin heraus und schloss das Infusionssystem an. Die Infusion lief langsam ein.

Noch eine Zigarette und er würde die Spritzenpumpen starten.
In der einen ein starkes Schmerzmittel, welches einerseits Atemdepressiv andererseits aber schöne Träume verursachen würde.
In der anderen ein schnell wirkendes Schlafmittel.
Beide würden seinen Körper für gut zwei Stunden mit ihrem Inhalt versorgen.
Dazu noch ein Muskelrelaxans welches seine Muskulatur komplett erschlaffen lassen würde.
Der Wirkungseintritt war nach etwa 2 Minuten, da war er dann schon eine Minute im Tiefschlaf, die Wirkungsdauer eine gute Stunde.
Dies zu spritzen, im letzten Augenblick, bevor die Sinne schwanden , seine letzte Handlung.
Er schüttete den letzten Kaffee in seinen Becher und wartete das die Sonne versank.
Wenig später, die letzten Strahlen ließen den Himmel erglühen, die Pumpen waren gestartet, spürte er die einsetzende Müdigkeit. Er kämpfte dagegen an, setzte die Spritze mit dem Muskelrelaxans auf den Konus des venösen Zugangs und injizierte den Inhalt schnell und konsequent.
Ein altes Lied fiel ihm wieder ein….
„ Kein weg zurück“
Ja, ab hier gab es keinen Weg zurück, es war getan, es war vollbracht.
Zeit sich fallen zu lassen.
Die aufkommende Dunkelheit war um ihn und in ihm….

Er sah sich auf einer Straße laufen.
Zulaufend auf eine Frau die er vor langer, langer Zeit geliebt.
Sie lächelte
Er nahm bei ihr angekommen sie in den Arm, küsste und drückte sie.
Sie erwiderte seine Zärtlichkeit und ein wohlig warmes Gefühl durchflutete ihn.
Er war angekommen, das allerletzte Ziel erreicht…

Herbstspaziergang

Er stand nach langer Zeit wieder an dieser Stelle, die Bank im Rücken auf der er vor Jahren gesessen und das Ende seiner Ehe beweint hatte.

War das wirklich schon so lange her?

Sieben Jahre.

Lebenszeit mit höhen und tiefen.

Bildern im Kopf voll Wärme, Bildern aber auch von Trennungen.

Hier die Frühlingslandschaft am Feldberg, erotische Momentaufnahme einer glücklichen Zeit.

Da der Urlaub auf Mallorca mit der abendlichen Stimmung am Strand.

Der Trennungsabend bei einer anderen Frau mit leiser Musik und Rotwein.

Den letzten Blick in grüne Augen den er nie vergessen hatte.

Neue Bilder voller Lust und Leidenschaft tauchen wieder auf.

Sie umfangen ihn mit ihrer erotischen Kraft.

Immer noch wirken sie nach der vergangenen Zeit.

Andere unschöne Bilder, erzeugt durch eine SMS, damals hatte er geglaubt es zerreißt sein Herz.

Sie hatte geschrieben dass sie im Urlaub vergewaltigt worden sei.

Er saß zu dieser Zeit in Deutschland, allein.

Sie hatte später gebeichtet das alles erlogen war, das sie einfach Bock auf was mit mehreren Männern hatte.

Da war die Beziehung aber schon lange vorbei.

Er spürt wieder den Hass und die Wut, spürt aber auch wieder die Enttäuschung von damals als sie ihm dann alles gesagt.

Die Zeit nach ihr war voller Trauer ob des missbrauchten Vertrauens und der ganzen Lügen.

Denn auch in Deutschland und daheim war sie kein Kind von Traurigkeit.

Er hatte sie ja auch genossen, ihren Körper, ihre festen Brüste, diesen wundervollen Leib.

Sie zu küssen, schmecken, riechen, zu hören wenn sie kam.

Auch heute noch sieht er die Bilder.

Sie war so willig, geil und heiß.

Sie hatte ihn komplett gefangen, sie gab sich hin als ob es kein morgen gäb.

Emotional war er ihr völlig hörig, er durfte nichts, sie dafür alles.

Die intensivste Zeit seines Lebens. Im guten wie im schlechten, denn auch im Streit war sie ein Pulverfass.

Sie konnte ohne Zögern, von jetzt auf gleich, nicht nur die Stimme erheben. Sie schrie bis zur Heiserkeit. Sie warf mit Gegenständen, die zerbrachen, sie schlug mit Fäusten, Pfannen, allem was sie greifen konnte.

Vorbei !

Der Frieden ist bei ihm geblieben.

Diesen schuldet er der Frau die ihn mit sanfter Hand von diesem Trauma befreite.

Sie war für ihn Heim und Hafen, den er schon nicht mehr sehen wollte.

Nun steht er wieder an dieser Stelle, schaut über das Land.

Auch dieser Mensch ist nun Vergangenheit.

Er weiß was er ihr alles schuldet, doch wie sie ist in ihrer Art, so launisch, unruhig und Zigeunerhaft, hat sie es nicht geschafft dort anzukommen. So wie auch in ihren Vorbeziehungen nicht.

Stets war sie vor sich selbst auf der Flucht. Irgendetwas in ihr zerstört seit Kindertagen.

Er wusste darum und versuchte ihr der Partner zu sein, den sie sich immer gewünscht hatte.

Doch irgendwann fing der Reigen von vorne an, sie ging auf Suche.

Die Zeit mit ihm wurde immer stiller, auf Feten und Party`s drehte sie dann auf.

Hier fing es dann auch wieder an mit flirten und baggern.

Er saß dabei, beobachtete und erkannte.

Er sprach sie an und hatte doch den Kampf schon lange verloren. Im Kopf hatte sie ihn schon längst betrogen.

Es ging dann noch eine ganze Zeit, in der sie sich von ihm entfernte.

Die Trennung plante, auch neuen Mann und neue Wohnung.

Auf den Punkt genau machte sie ihr Ding.

Erst ganz zum Schluss hat er erkannt wie das ganze abgelaufen.

Die Trennung hat er ihr ausgesprochen, beendet hat sie es dennoch

Jetzt sitzt er wieder auf jener Bank, die diesen Blick bis in die Ferne schweifen lässt.

Wieder hat er hier die Ruhe und den Frieden gefunden, die Stille, die es ihm ermöglicht, Abschied zu nehmen von dieser Zeit.

Leise ziehen Wolken über den herbstlich blauen Himmel.

Er hat sie wieder, die Bilder voller Zärtlichkeit.

Wie sie am Anfang eng umschlungen sich liebten vor dem Kamin.

Die Sommerzeit auf jener Insel, ihr tanzen voller Lebensfreude.

Er weiß sie kann nicht bei ihm bleiben, sie muss weiter.

Er hat es klar, beim Blick auf herbstlich bunte Blätter.

Er lässt sie ziehen, sie ist frei.

Es gibt nichts zu bereuen, nichts zu vergessen, nichts zu verzeihen.

Langsam geht die Sonne unter, er steht auf und geht den langen Weg zurück zu seinem Wagen.

Vorbei an jenem Haus wo er vor nun sieben Jahren gewohnt, geliebt, gelitten hat.

Ein leises, melancholisches Lächeln umspielt seine Lippen.

Er weiß dass auch diese Frau in weiter gebracht hat. Noch ist er nicht bereit für Neues, doch irgendwann….

Sein inneres ist froh und leicht, als er die Wagentüre öffnet.

Diesmal ist er nicht daran zerbrochen.

Diesmal ist er bei sich angekommen.

Sonntag, 1. März 2009

Erfüllung

Endlich war er da, der Tag auf den er schon so lange gewartet.

Heute würde es passieren.

Gegen Mittag, hatte man ihm mitgeteilt würde sie eintreffen.

Doch nicht nur sie, ihre Freundin wär auch mit von der Partie

Er war nervös wie ein 16 Jähriger beim ersten Date.

Seine innere Aufgeregtheit, ob des bevorstehenden, ließ ihn im Minutentakt auf die Uhr sehen und eine Zigarette nach der anderen rauchen.

Wann war sie da?

Es klingelte in dem Moment an der Tür als er den 20zigsten Kaffee einschenkte.

Hektisch suchte er sein Portemonnaie, es war vereinbart dass der Preis sofort bei Eintreffen zu entrichten sei. Er entdeckte es auf dem Bartresen, griff danach und stürmte eiligen Schrittes zum Treppenhaus.

Die zwei Etagen runter und dann kurz vor der Haustür, nochmals tief Luft holen.

Gleich würde er sie willkommen heißen, ihr den Weg weisen.

Ob sie immer noch so gut aussah wie beim ersten Treffen, sich wieder so gut anfühlen würde?

Im Bad lag schon alles bereit für einen erfüllten Tag. Mit etwas bangem Herzen öffnete er die Haustür.

Da stand sie, gekleidet in unschuldigem Weiß, elegant wie beim letzten Mal, als er sie gesehen.

Ihre Freundin kam auch gerade um die Ecke, ebenso in Weiß gekleidet und ebenso schön.

In seiner Phantasie lief ein Film an.

Was er gleich, wenn die Haustür geschlossen, mit ihnen machen würde.

Er würde in sie reinstecken was ging. Er wusste sie würde willig alles schlucken, genau wie auch ihre Freundin.

Er würde sich die nächsten zwei Tage mit den beiden rund um die Uhr Vergnügen.

Würde staunend zu sehen wie sie alles nahmen, ohne Pause und Unterlass.

Bei dieser Vorstellung drohten ihm kurzfristig die Knie wegzusacken, ob er das alles so schaffen würde?

Keine Frage spätestens Sonntagabend würde er völlig fertig sein, kraftlos und erschöpft aber glücklich. Darin war er sich völlig sicher.

Er wies den beiden den Weg und wenige Minuten später war der Preis entrichtet und die Haustür geschlossen.

Es konnte losgehen, er brauchte keine Betriebsanleitung, er wusste wie es geht.

Mit beiden Armengriff er in ihre Öffnung, tastete und fühlte was sich darin verbarg.

Sie gab noch keinen Laut von sich.

Doch das würde sich gleich ändern, sie würde feucht werden und Geräusche von sich geben.

Er füllte sie bis zum Anschlag, gab ihr den nötigen Saft und spielte an ihren Knöpfen, probierte alle Kombinationen aus und startete sie.

Ihre Freundin war noch völlig unbeteiligt und das würde sie auch noch etwa zwei Stunden sein, dann war sie an der Reihe.

Langsam kam sie in Wallung, beobachtete wie die Feuchtigkeit in ihr zu nahm, sie zu rotieren anfing.

Staunend beobachtete er wie sich Schaum bildete, wie leise sie dabei blieb.

Lange hatte er solch ein Spiel nicht mehr gesehen. Faszinierend und erfüllend.

Zwei Stunden und etliche Aktionen später war sie fertig und der Zeitpunkt gekommen sich ihrer Freundin zu widmen. Er holte aus ihr raus was er reingesteckt, roch daran, fühlte wie weich es alles war. Genoss den Augenblick. Ihre Freundin hatte er auch schon geöffnet und steckte nun ohne Zögern das rein was er aus der anderen geholt.

Nachdem alles verstaut und diese liebe Freundin mit lautem Atmen anfing zu werkeln, konnte er sich endlich auch ein wenig entspannen. Es würde nicht lange dauern, er wusste es genau. Konnte es an ihr ablesen.

Danach würde sich das Spiel wiederholen, den ganzen Tag und mindestens die halbe Nacht.

Endlich wieder ein normales Leben, mit allem was dazu gehört.

Keine langen Touren mehr zum Waschsalon.

Endlich wieder waschen und trocknen zu jedem Zeitpunkt

Sonntagabend würde alles, was so lange liegen geblieben, wieder sauber sein.